von Wolfgang Kumpfmüller
Bild rechts: Bischof Benno Elbs dankte Rektor Petrus Bsteh für seine jahrzehntelange Arbeit im Dienst des Dialogs unter den Religionen.
Ein deutliches Bekenntnis zum Dialog unter den Religionen legten die Teilnehmer des Festaktes zum 50-jährigen Jubiläum der Konzilserklärung „Nostra Aetate“ gestern Abend in St. Virgil ab. Der in der Bischofskonferenz für die Weltreligionen zuständige Feldkircher Bischof Benno Elbs betonte die Aktualität des Dokuments. „Der Dialog darf nie aufhören, denn der Friede zwischen den Religionen ist ein unschätzbares Element für den sozialen Frieden“, stellte er fest. Elbs dankte ausdrücklich Rektor Petrus Bsteh, der jahrzehntelang den Dialog unter den Religionen in Österreich gefördert hatte.
Im Beisein von Erzbischof Franz Lackner und vor rund 70 Frauen und Männern aus verschiedenen Religionsgemeinschaften wies Bischof Elbs darauf hin, dass in Nostra Aetate „das verborgene Wirken der Gnade in allen Menschen“ angesprochen worden sei. Alle Päpste hätten seither immer wieder die Wichtigkeit des Dialogs unter den Religionen betont. Dazu seien vier Voraussetzungen notwendig: Klarheit über den eigenen Standpunkt, Sanftmut, Vertrauen und pädagogische Klugheit. „Ich wünsche uns allen, dass wir uns vor dem Glauben der anderen verbeugen können“, schloss Benno Elbs.
Markus Ladstätter von der Kath. Päd. Hochschule Graz zeigte in seinem Vortrag auf, dass das Dokument „Nostra Aetate“ nur zum Teil in der kirchlichen Wirklichkeit angekommen sei. Im Wesentlichen gehe es um die Haltung der Kirche zu den anderen Religionen, „und dass nichts abgelehnt wird, was ihnen heilig ist“. Nur durch die positive Anerkennung der Differenz sei ein echter Dialog möglich, sagte Ladstätter.
Der zweite Teil des Konzilsdokuments beziehe das Johannesevangelium in dem Sinne mit ein, dass zwar andere Wahrheiten möglich sind, diese aber vom universalen Heilswillen Gottes aus gesehen werden sollten. Die Kirche bringe sich auf Augenhöhe ins Gespräch ein. „Gerade das habe auch Ablehnung ausgelöst“, berichtete der Theologe. Kritisch merkte er an, dass spätere kirchliche Texte nicht mehr die Deutlichkeit von „Nostra Aetate“ erreichten. Es liege heute viel Potential brach, „und vielfach wird leider Religion als Störfaktor gesehen“. Laut Markus Ladstätter sollte auch die österreichische Kirche wieder Strukturen schaffen, die sich verstärkt dem Grundanliegen von „Nostra Aetate“ widmen. Die Tagung in St. Virgil dauert noch bis morgen.