Liebe Schwestern und Brüder aus den evangelischen Gemeinden in Vorarlberg!
Sie schauen heute dankbar zurück auf das vergangene Jahr 2017, in dem Sie in verschiedensten Veranstaltungen an das denkwürdige Ereignis »500 Jahre Reformation« erinnert haben.
Dankbar dürfen auch wir katholische Christen mit Ihnen Rückblick halten, denn Sie haben dieses Gedenkjahr ökumenisch angelegt und Initiativen gesetzt, die uns verschiedenste Persönlichkeiten Ihrer Gemeinden und evangelisches Leben in Vorarlberg näher gebracht haben, beispielsweise durch die Ausstellung „Hier stehe ich“ im Vorarlberg-Museum und an verschiedenen Orten unseres Landes. In Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde Feldkirch durfte auch unsere Kirche dazu einen kleinen Beitrag leisten.
Ich freue mich, dass auf die Einladung Ihrer Gemeinden und ihres Superintendenten Mag. Thomas Hennefeld hin es möglich war, dieses Jubiläumsjahr gemeinsam zu eröffnen – in einem denkwürdigen Gottesdienst in der evangelischen Pauluskirche in Feldkirch. Eine gemeinsame Reise wird uns im Herbst 2018 auf den Spuren der Reformatoren in die Schweiz führen. Da Sie heute nicht gemeinsam, sondern in den jeweiligen Gemeinden den Höhepunkt dieses Jubiläumsjahres feiern, möchte ich Ihnen und uns noch einige kurze Gedanken mitgeben für unseren weiteren, gemeinsamen ökumenischen Weg in die Zukunft.
Nicht nur vor 500 Jahren, sondern zu jeder Zeit ist die Gemeinschaft der Kirche reformationsbedürftig. Dies wurde vor langer Zeit schon in die Worte gefasst „ecclesia semper reformanda“. Und jede/r von uns bedarf je neu der Umkehr, der Neuorientierung. Was in der uns gemeinsamen Taufe aus Gnade begonnen hat, möge fortschreiten: dass wir dem Wesen und der Gestalt Jesu Christi immer mehr gleichförmig werden (vgl. Röm 8,29). Das war, basierend auf dem uns alle verbindenden Wort Gottes, ein Hauptthema der Reformatoren, ein Kernanliegen auch von Martin Luther.
Möge der Heilige Geist uns helfen, gemeinsam für die Werte des Reiches Gottes in dieser Welt einzutreten, für Gedanken des Friedens, der Würde des Menschen, der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit und der Sorge um unsere Schwester Erde. Es ist der Wunsch und Wille unseres Herrn, dass wir einander – auch als Kirchen – mit den uns geschenkten Berufungen und Gaben ergänzen, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen (Eph 4,7-13). Möge der Geist der Einheit und der Liebe, den unser Herr Jesus Christus laut dem Zeugnis des Johannesevangeliums (Joh 17,21) für uns alle vom Vater im Himmel erbeten hat, unter uns wachsen, damit wir ein Zeugnis sind für Ihn, ein Licht für unser Land und die Welt, damit alle Menschen zum Glauben finden.
Ich wünsche Ihnen einen vom Geist der Dankbarkeit und Freude erfüllten Abschluss der Jubiläumsfeiern dieses Gedenkjahres. Unser Herr möge Sie auch auf Zukunft hin führen, leiten und segnen!
Bischof von Feldkirch