Die Nachrichten der letzten Wochen und Monaten zeugen von Handlungsbedarf in Österreich. Integrationswillige Menschen werden abgeschoben, die bedarfsorientierte Mindestsicherung wird heiß diskutiert. "Wir sind überzeugt: Die Sozialleistungen sind Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Hier zu kürzen heißt auch, diese tragenden Säulen zu schwächen", betont die Caritas, dass besonders auch auf die Lebenssituation der 434.000 Menschen in Österreich geachtet werden müsse, die als manifest arm gelten. Gemeinsam mit Caritasbischof Benno Elbs und Caritas-Präsident Michael Landau warnt sie vor einem Weg in Richtung Hartz-IV.
Menschen, die ebenfalls Unterstützung brauchen, sind Flüchtende. Die Mindestsicherung sei dafür da, ein bescheidenes finanzielles Existenzminimum zu sichern. Die Arbeit in den Einrichtungen der Caritas zeige aber, dass die hohen Lebenshaltungs- und Wohnkosten eine große Herausforderung darstellen, die in akuter Armut gipfelt.
Ebenfalls kritisch sieht es beim humanitären Bleiberecht aus, das "kein totes Recht sein" dürfe. „Da es um das Alltagsleben von Menschen geht, muss auch das lokale Umfeld und damit die Bundesländer bei einer Entscheidung konstitutiv eingebunden, gehört und entsprechend berücksichtigt werden“, plädieren Bischof, Caritas Präsident und DirektorInnen für mehr Augenmaß - vor allem, wenn Familien mit Kindern gut integriert sind, Männer und Frauen gute Sprachkenntnisse und eine Arbeit gefunden haben oder andere wertvolle Beiträge in ihren Gast-Gemeinden leisten.
Solidarität mache aber nicht an Staatsgrenzen halt, betonen sie, dass Probleme wie Klimawandel und Krieg in einer globalisierten Welt gemeinsam gelöst werden müssen: „Nur, wenn wir die Sorgen und Herausforderungen unserer Nachbarn im Blick haben und versuchen, ein gutes Leben für möglichst alle Menschen zu erreichen, werden wir auch in Europa gut weiterleben können. Es muss uns klar sein, dass unser Lebensstil unmittelbare Auswirkungen hat."
Ein Zukunftspakt oder ein Marshallplan mit Afrika mit konkreten Maßnahmen in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit, Investitionen in kleinbäuerliche Landwirtschaft, Bildung und Gesundheit oder Wirtschaft und Handel, sind deshalb Themen, die ganz oben auf der Agenda stehen sollten.
Und Leben in Würde soll auch vor dem Lebensende nicht Halt machen. „Es darf nicht am Geld scheitern, dass Menschen am Ende ihres Lebens die Betreuung und Sicherheit finden, die sie und ihre Angehörigen so dringend brauchen", sprechen sich Bischof, Caritas Präsident und DirektorInnen für eine qualitätsvolle Betreuung aus. Fragen wie die langfristige Bezahlbarkeit von Pflege oder die Zukunft nach Abschaffung des Pflegeregresses dürfen deshalb nicht aus den Augen verloren werden.