Liebe Schwestern und Brüder!
Vor uns liegt ein Heiliges Jahr. Nach alter Tradition wird es alle 25 Jahre ausgerufen. Es steht unter dem Leitwort: „Pilger der Hoffnung“. Damit spricht Papst Franziskus zwei wichtige Themen an. Zunächst unterstreicht er die große Kraft der christlichen Hoffnung. Sie ist das Schönste, das wir als getaufte Christinnen und Christen anderen Menschen schenken können. Sie weitet den Blick und hilft uns, auch die größten Lasten des Lebens zu tragen: am Kranken- oder Sterbebett, in Trauer und Verzweiflung und in all den schwierigen Momenten, in denen wir nicht mehr weiterwissen. Denn hoffen heißt, für die Zukunft offen zu sein und auf das gute Wirken Gottes in unserem Leben zu vertrauen.
Das Motto „Pilger der Hoffnung“ weist zweitens auch darauf hin, dass das Pilgern ein wesentliches Element eines jeden Heiligen Jahres ist. Deshalb lädt Papst Franziskus zu Pilgerfahrten ein: zu den Heiligen Pforten in den großen Pilgerkirchen in Rom und zu den Wallfahrtskirchen in den Diözesen. Bei uns werden vor allem die Basiliken Rankweil und Bildstein sowie die Klosterkirche St. Peter der Dominikanerinnen in Bludenz „Kirchen der Hoffnung“ sein und Pilgerinnen und Pilger empfangen. Ganz herzlich lade ich Euch ein, Euch dieser weltweiten Pilgerfahrt der Hoffnung anzuschließen und die wunderschönen Wallfahrtsorte unseres Landes aufzusuchen. Weiters sind verschiedene geistliche Initiativen geplant, über die wir laufend informieren. Offiziell werden wir das Heilige Jahr am Samstag, dem 28. Dezember 2024, mit einem Gottesdienst in Dornbirn St. Martin beginnen. Dort werden auch viele Sternsingerinnen und Sternsinger aus dem ganzen Land teilnehmen. Die drei Weisen, die aus weiter Ferne zum Kind in der Krippe aufgebrochen sind, waren die ersten Pilger der Hoffnung. Die Sternsingerinnen und Sternsinger werden diese Hoffnungsbotschaft auch heuer wieder von Tür zu Tür tragen.
„Pilger der Hoffnung“ – ich finde, das ist nicht nur ein ermutigendes Thema für das Heilige Jahr, sondern auch ein wertvoller Impuls für die vor uns liegende Adventzeit. Wir gehen dem Fest der Geburt des Herrn entgegen und machen uns auf den Weg hin zur Krippe. Auch die liturgischen Texte dieser Tage rufen auf, wachsam zu sein und aufzubrechen. Im Tagesgebet haben wir vorhin gebetet: „Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten.“ Im Advent stehen die Zeichen also nicht auf Ruhe und passives Warten, sondern auf Aufbruch, denn wir gehen Christus entgegen. Wenn wir nicht an ihm vorbeigehen wollen, macht es Sinn, in dieselbe Richtung zu gehen, aus der er kommt. Und das ist der Weg der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe. Er führt uns direkt zur Krippe – dorthin, wo die Liebe Gottes ein menschliches Gesicht erhält. Im Advent Christus entgegengehen, heißt: Durch Werke der Liebe und Taten der Hoffnung dem eigenen Weg eine neue Richtung geben.
Gott kommt uns als Kind entgegen
Noch auf einen anderen Aspekt möchte ich hinweisen. Alle unsere Anstrengungen sind gut und richtig, aber bei weitem ist es nicht alles. Wir können Christus nur entgegengehen, weil er zu uns unterwegs ist. Johannes vom Kreuz drückt es so aus: Wenn der Mensch Gott sucht, um wie viel mehr sucht Gott den Menschen![1] In der Geburt Jesu macht sich Gott für uns in einem Kind erkennbar. Dieses Wunder der Menschwerdung Gottes ermutigt Jahr für Jahr von Neuem, mit Vertrauen und Hoffnung unseren Weg als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung weitergehen zu können.
Ein hoffender Mensch ist immer auch ein liebender. So möchte ich auch wieder auf die Adventaktion „Bruder und Schwester in Not“ hinweisen. Eure Spende kommt heuer besonders jungen Menschen in Tansania zugute. Herzlichen Dank für Eure Unterstützung!
Liebe Schwestern und Brüder!
Ganz herzlich wünsche ich Euch für die Adventzeit und das Heilige Jahr starke Momente des Glaubens und intensive Erfahrungen der Hoffnung. Gehen wir als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung Christus entgegen und vertrauen wir darauf, dass auch er immer schon auf uns zugeht, um uns nahe zu sein. Euch allen eine gesegnete Adventzeit!
Bischof Benno Elbs
[1] Lebendige Liebesflamme 3,28. Das vollständige Zitat lautet: „Wenn die Menschenseele Gott sucht, so sucht sie ihr Geliebter noch viel dringlicher.“