Der Ostermorgen, wie ihn der Evangelist Johannes berichtet, beginnt mit einer berührenden Szene. Maria von Magdala kommt zum Grab Jesu. Schmerzvoll sind die Erinnerungen an seinen Tod am Kreuz. Mit seinem Sterben ist auch all ihre Hoffnung an ein Ende gekommen. Doch dann sieht sie: Der Stein, der das Grab verschlossen hat, ist weg. Auch das Grab selber ist leer.
In diesem Moment kommt etwas in ihr in Bewegung. Sie fasst neuen Mut. Ausdrücklich heißt es dann: Sie geht nicht, sondern „läuft“ zu den Jüngern, um ihnen davon zu erzählen. Zwei von ihnen „laufen“ ebenso zum Grab, um dieselbe Erfahrung zu machen wie Maria Magdalena: Der Stein und der Leichnam sind weg, das Grab ist leer.
Ostern setzt Menschen in Bewegung. Die Schockstarre der Trauer ist überwunden. Menschen können aufeinander zugehen. Sie lernen, wieder zu vertrauen und einen Neustart zu wagen. Am Ostermorgen herrscht Aufbruchstimmung. Maria und die Jünger haben erfahren: Sogar dort, wo nach menschlichem Ermessen alles aus ist – nämlich im Angesicht des Todes –, geht es weiter.
Diese Aufbruchstimmung des Ostermorgens brauchen auch wir in unserem Leben: einen Aufbruch von Depression zur Hoffnung; einen Aufbruch weg von Hass und Gewalt hin zu Respekt und Solidarität; einen Aufbruch aus der Zerstörung des Krieges hin zu einem gerechten Frieden.
Die Auferstehung Jesu macht das Christentum zu einer Bewegung der Hoffnung. Der Glaube eröffnet, damals wie heute, Wege der Freude und des Neubeginns. Zu Ostern bin ich heuer in besonderer Weise dafür dankbar, dass ich gemeinsam mit vielen Menschen auf der ganzen Welt Teil dieser großen Bewegung sein kann. Von Herzen wünsche ich uns, dass diese österliche Aufbruchstimmung auch unser Leben erfassen kann. Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes Osterfest!
Bischof Benno Elbs